In den Jahren 1578–1582 wird Schloss Kirchheim durch den Augsburger Stadtbaumeister Jakob Eschay erbaut. Da die vier um einen quadratischen Innenhof gebauten Flügel verblüffend dem Escorial bei Madrid gleichen, nennt man es bis heute auch den schwäbische Escorial. Die Schloss- und Pfarrkirche wurde 1580–1583 ebenfalls durch ihn errichtet. Einige bekannte Künstler wie z. B. Carlo Pollagio, Hubert Gerhard und Dietrich Wendel arbeiteten an diesem Bau mit. Im Jahre 1585 wird dann der berühmte Zedernsaal eingerichtet. Man vermutet, dass dieses Zedernholz aus dem Libanon stammt, ebenfalls wurden in dieser Decke weitere 10 Hölzer verwendet. Durch Dietrich Wendel wird dann ein Kamin aufgebaut, sowie die Decke und die großen Portale. In den Jahren zwischen 1578 bis 1852 fanden immer wieder Bauveränderungen statt: Durch den Abriss des Nord- und West-Flügels veränderte das Schloss sein Erscheinungsbild. 1878 geht Kirchheim an die gräfliche Linie der Fugger von Glött und wird auch 1886 deren Stammsitz. Bis zum heutigen Tage gehört dieses Schloss den Fugger von Glött und wird von Angela Fürstin Fugger von Glött bewohnt. Für die Gesamtinstandsetzung und Erhalt des Schlosses erhielt sie 2001 den bayerischen Verdienstorden.
Dieses Schloss, heute noch im Privatbesitz der Familie Fugger, ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Eine Ausnahme bildet jedoch der weit bekannte Zedernsaal mit einer wundervollen Akustik, der vor allem als Konzertsaal immer wieder begehrt ist. Der inzwischen verstorbene Joseph-Ernst Fürst Fugger von Glött führte vor über 50 Jahren dann eine Konzerttradition im Zedernsaal ein, die seine Frau im Sinne ihres Mannes fortführt. So hatten unter anderem große Künstler wir Carl Orff, Gustav Leonard, Hans-Martin Linde, das Köckert Quartett, der Tölzer Knabenchor und viele andere große Konzerte in diesem Saal. Seit 1957 findet auch immer noch in der warmen Jahreszeit der „Kirchheimer Musiksommer“ statt.
Kernstück ist die einzigartige Kassettendecke im 360 m² großen Zedernsaal. Wahrscheinlich stammt das Zedernholz aus dem Libanon und bildet den dunklen Fond der Decke. Darüber hinaus sind über zehn weitere Hölzer (u. a. Linde, Eiche, Eibe, Esche, Ahorn, Zwetschge, Nuss und Zirbelkiefer) erkennbar.
Der Zedernsaal stammt von Dietrich Wendel dem bedeutendsten „Kistlermeister“ des späten 16. Jahrhunderts. Viele tausend Figuren und Ornamente sind geschnitzt. Die Tiefe der einzelnen Reliefkassetten beträgt ca. 1,80 m. Die Holzdecke gilt als schönstes, deutsches Schnitzwerk der Renaissance und zeichnet sich durch die unübertroffene Akustik aus. Vom Augsburger Kunstschmied Michael Mezger wurde die Decke durch ein geniales Hängewerk mit 400 Bauhaken am Dachstuhl befestigt.
Sie gliedert sich in drei große, quadratische und vertiefte Kassettenfelder. Reiche Rollwerkornamentik umfasst die Kassetten, mit Satyrmasken, Rosetten, geometrischen Formen, Blumendekor, Fruchtgirlanden und den Fuggerlilien (das Wappen der Familie).
1582 begann die Innenausstattung mit den aus Ton geformten und anschließend gebrannten Terrakottafiguren. Carlo Pallago und Hubert Gerhard fertigten die zwölf überlebensgroßen Skulpturen, für die beide Künstler zusammen 1000 Gulden Honorar erhielten. Im gleichen Jahr wurde auch die von Dietrich Wendel gefertigte Holzdecke sowie die Portale eingebaut. Als letztes gelangte 1587 der Kamin mit den vonHubert Gerhard geschaffenen Skulpturen hinzu. Die sechs männlichen Figuren vom Treppenaufgang aus sind wahrscheinlich: Kyros II., der Große, Alexander der Große, Caesar, Augustus, Karl der Große, Karl V. Die sechs weiblichen Terrakottafiguren sind vermutlich: Judith, Lucretia, Kaiserin Flavia Iulia Helena Augusta, Kaiserin Adelheid von Burgund, Elisabeth von Thüringen und Isabella von Portugal.
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